08.11.2005

Frau Zugmarschall steigt ein
Straßenfastnacht: Barbara Schaab stellt heute neuen Schirmherrn vor – Kampagneauftakt am 11. November leer

HEPPENHEIM. Lampenfieber gehört dazu: Barbara Schaab hat heute (8.) ihren ersten offiziellen Auftritt als Frau Zugmarschall. Am Abend lüftet sie in Kirschhausen ein wohlgehütetes Geheimnis und stellt den neuen Schirmherrn der Heppenheimer Straßenfastnacht vor. Einer darf bei der Vergatterung nicht fehlen: Werner Hell, der 15 Jahre lang als Zugmarschall amtierte.

Hell hatte seinen Rückzug als Vorsitzender beizeiten angekündigt und waltete in diesem Jahr zum letzten Mal seines Amtes. Im Frühsommer wählte die Interessengemeinschaft Heppenheimer Fastnachtsumzug Barbara Schaab mit überwältigender Mehrheit zu seiner Nachfolgerin. Sie hatte die Kandidatur davon abhängig gemacht, mit einem eingespielten Team in ihre erste Kampagne gehen zu können. Vorstand und Zugkomitee erfüllten diesen Wunsch.

„Zuerst habe ich natürlich meinen Mann gefragt“, schmunzelt Bärbel Schaab. Klaus Schaab, als Mitglied im Ordenskapitel der Bottschloren selbst von der Fastnacht beleckt, war einverstanden. Mehr noch: er sicherte seiner Gattin jegliche Unterstützung zu. „Der Partner muss mitziehen, sonst klappt es nicht“, sagt sie. Beim Ehepaar Schaab kein Problem: Ober-Laudenbachs Ortsvorsteher weiß aus Erfahrung, dass seine Frau mindestens einen Monat lang öfter auf Achse als zu Hause sein wird. Er hat das in der Kampagne 1997/98 schon einmal erlebt. Damals war seine bessere Hälfte als Schirmherrin „Barbara von Schaabonien“ durch die Säle getingelt. „Mein Mann hat mich damals oft zu Auftritten begleitet. Ich hoffe, er tut es diesmal wieder“.

An Terminen wird es spätestens mit Beginn der Saalfastnacht nicht mangeln. Frau Zugmarschall, Schirmherr und Gefolge besuchen sämtliche Sitzungen all jener Vereine, die sich am Fastnachtszug beteiligen. „Manchmal sind es drei bis fünf Veranstaltungen an einem Abend“, weiß Barbara Schaab. Einmal überschreiten die Heppenheimer sogar die Halbstundenbrücke: Ein Abstecher zur befreundeten Bensheimer Karneval-Gesellschaft (BKG) ist fest eingeplant.

Auf ihrer Werbetour bilden Zugmarschall und Schirmherr ein schier unzertrennliches Gespann. Hilfreich, wenn zwischen beiden die Chemie stimmt. „Kein Problem“, sagt sie und lächelt verschmitzt, „ich habe ihn ja selbst ausgewählt“.

Während die beiden Zugpferde andauernd eingespannt sind, wechselt das Gefolge je nach Verfügbarkeit: Mitglieder des Komitees sind immer dabei, und wenn’s der Terminkalender zulässt, marschiert der Musikzug Starkenburg mit.

Viele Termine, lange Abende, das ist die öffentliche Seite des Amts. Die Arbeit selbst spielt sich größtenteils hinter den Kulissen ab, denn der Umzug braucht sorgfältige Vorbereitung. Immerhin ist er Heppenheims größtes Publikumsereignis. Im vorigen Jahr beispielsweise brachte die Straßenfastnacht 80 000 Menschen auf die Beine. „Als Neuling macht man sich Sorgen, dass man bei der Organisation auch ja nichts vergisst“, sagt Bärbel Schaab. „Später wird es dann zur Routine“.

Zum Glück kann sie sich sowohl auf Hell verlassen, der ihr gern mit Rat und Tat zur Seite steht, als auch auf ihr Team. Kleine Gruppen aus dem Zugkomitee, denen jeweils ein Verantwortlicher vorsteht, kümmern sich um Wagenbau, künstlerische Gestaltung, Musik, Plakettchen oder Bonbons.

„In der Summe sind das etwa 15 Leute“, erzählt Frau Zugmarschall. Weitere Aufgabe ist die Kontaktaufnahme mit den Zugteilnehmern, den Fastnachtsvereinen aus Lorsch und Bensheim, den Hilfsdiensten, der Polizei und der Heppenheimer Stadtverwaltung – Bauhof und Ordnungsamt sind wichtige Partner. Die Zugaufstellung am Fastnachtssonntag (26. Februar) ist Chefsache.

Verlautbarungsorgan des Zugmarschalls ist traditionell das Starkenburger Echo. In den Wochen vor der Straßenfastnacht erscheint in jeder Samstagausgabe ein Ukas, mit Informationen für Teilnehmer und Zuschauer. Flankierend dazu möchte Bärbel Schaab eine Internetseite aufbauen. Dort sollen Ansprechpartner aus dem Zugkomitee aufgeführt, die Zugfolge und Parkmöglichkeiten bekannt gegeben werden.

Als weitere Ziele für die Zukunft nennt sie das Werben um Nachwuchs - ein schwieriges Unterfangen in heutiger Zeit - und die Verwirklichung eines Wunschtraums, den schon Hell hatte. „Eine Sitzung, bei der die besten Akteure aller Bergsträßer Fastnachtsvereine gemeinsam auftreten“.

Und welche Kleiderordnung gilt für einen weiblichen Zugmarschall? Bärbel Schaab hält sich bedeckt: „Als Schirmherrin trug ich Fräcke in verschiedenen Farben. Zugmarschall ist ein anderes Amt, deshalb verlangt es nach anderer Kleidung“. Gemeinsam mit Tochter Sabine, einer gelernten Schneiderin und staatlich geprüften Entwurfsdirektrice, tüftelt sie an den neuen Gewändern. Als Testpublikum dienen der Ehemann, Sohn Claus, Schwiegertochter Christine, Enkelin Ann-Catrin und Chris, der Freund der Tochter. Anfang Januar wird sie erstmals in die neue Garderobe schlüpfen, dazu präsentiert sich das Komitee im neuen Outfit.

Was wünscht sich Barbara Schaab für das neue Amt? „Dass mein erster Umzug reibungslos und bei hoffentlich schönem Wetter über die Bühne geht“. Zwar hat sie damals als Schirmherrin auch Lampenfieber gehabt, aber diesmal steigt die Temperatur noch um ein paar Grad: „Als Zugmarschall trage ich eine viel größere Verantwortung.“

Ihren nächsten öffentlichen Auftritt als Frau Zugmarschall hat Barbara Schaab beim Kampagneauftakt am 11.11. (Freitag) um 19.31 Uhr am Jokusbrunnen auf dem Graben. Die Bevölkerung ist dazu eingeladen. Anschließend geht’s zur Fasnachtsgesellschaft Bottschlorum in den Festsaal des „Halben Mond“.