09.11.2005

Sechs Süßäppel beim Umzug
Vergatterung: Kirschhäuser „Saimarktsänger“ seit gestern Abend Schirmherren der Heppenheimer Straßenfastnacht

KIRSCHHAUSEN. Hut ab, Frau Zugmarschall: Barbara Schaab hat sich für ihre erste Kampagne nicht nur einen, sondern gleich sechs Schirmherren angelacht. Es sind die „Saimarktsänger“ aus Kirschhausen.

Das muntere Sextett ist gestern Abend im Kirschhäuser Bürgerhaus mit viel Helau vergattert worden. Die sangesfrohen Herren werden fortan mit Frau Zugmarschall durch die Säle ziehen und kräftig für die Heppenheimer Straßenfastnacht am 26. Februar (Sonntag) werben.

Mit von der Vergatterungs-Partie waren Landrat Matthias Wilkes, der als „Matthias aus dem Nibelungenland“ die Kampagne 2004/2005 beschirmte, Barbara Schaabs Vorgänger Werner Hell, das Zugkomitee und allerlei närrische Würdenträger. Klar, dass die „Saimarktsänger“ gleich musikalische Kostproben gaben.

Chef der Truppe ist Franz Rothermel. Ihm zur Seite stehen Ortsvorsteher Jürgen Held, Werner Dörr (Stabführer beim Spielmannszug der Feuerwehr), Eberhard Ulmen, Armin Stabnow und Hans Schäfer (Vorsitzender des SV Kirschhausen), der vor sechs Jahren zu den „Saimarktsängern“ kam. Seitdem treten sie in unveränderter Besetzung auf.

Was Barbara Schaab bei der Auswahl nicht wusste: Die „Saimarktsänger“ feiern in diesem Jahr zwar kein närrisches, aber ein klassisches Jubiläum. Sie bestehen seit 25 Jahren.

Die Anfänge datieren um einiges früher. Franz Rothermel stand 1972 erstmals bei der damaligen Pfarrjugend-Fastnacht auf der Bühne – mit dabei Willi Knapp, bekannt als „Theaterregisseur“ beim Sportverein, und Klaus Gehron, Wirt des Gasthauses „Zur Linde“ in Mittershausen. Zwei Jahre später begann Rothermel mit dem Schreiben eigener Texte, und seitdem trat die Truppe – in wechselnder Besetzung – regelmäßig auf, zunächst bei der CDU-Fastnacht, später bei der Feuerwehr-Fastnacht, in die sie überging. Aus den damaligen Bänkelsängern formierten sich in der Kampagne 1980/81 die „Saimarktsänger“.

Früher begleitete die jeweilige Saal-Kapelle den Auftritt der „Saimarktsänger“. Das änderte sich, als Hans Schäfer einstieg. Er lässt Rothermels Arrangements auf Keyboard oder Akkordeon erklingen. In der Regel bringen es die „Saimarktsänger“ auf zehn bis zwölf Auftritte pro Kampagne: Bei der Feuerwehr-Fastnacht, beim SV Kirschhausen, bei der Fasnachtsgesellschaft Bottschlorum, den Hutzelschweitzern und der Singkreis-Fastnacht.

„Wir sind eine Truppe eingefleischter Saalfastnachter, die aktuelle Themen närrisch verpackt“, erzählte Franz Rothermel, der nicht nur die Liedtexte, sondern seit 26 Jahren auch die Kerwepredigt schreibt. Auch seine fünf Sangeskollegen mischen heftig bei der „Kerschhaiser Süßappelkerwe“ mit.

Gleichwohl sind die „Saimarktsänger“ der Straßenfastnacht verbunden. Die Spielmannszug-Mitglieder Dörr, Stabnow und Rothermel marschieren seit mehr als 30 Jahren beim Umzug in Heppenheim mit. Dazu kommt ein guter Draht zu Barbara Schaab und ihrem Vize Jean Hafner, der die Anfrage per Handy an die „Saimarktsänger“ richtete, was diese gleich in einem Lied besangen: „Freund Jean rief an“. Da auch die Ehefrauen Wohlwollen bekundeten, ließen sie sich auf das Schirmherren-Amt ein, auch wenn es Zeit und Arbeit kostet.

Der vor 25 Jahren erfundene Namen „Saimarktsänger“ hat Jahrhunderte alte Wurzeln. Einstmals wurde auf dem Platz unterhalb des Gasthauses „Zur Post“ tatsächlich um Borstenvieh gefeilscht. Ein geschnitztes Denkmal erinnert daran. Es hat sogar einmal ein „Saimarktfest“ gegeben.

Weil die Sänger die Kirschhäuser Feuerwehr und Alfred Helferts Gasthaus „Zur Post“ als ihre Heimat ansehen, hätten sie sich keinen passenderen Namen geben können.