Sechs
Süßäppel beim Umzug
Vergatterung: Kirschhäuser „Saimarktsänger“ seit gestern Abend
Schirmherren der Heppenheimer Straßenfastnacht
KIRSCHHAUSEN. Hut ab,
Frau Zugmarschall: Barbara Schaab hat sich für ihre erste Kampagne
nicht nur einen, sondern gleich sechs Schirmherren angelacht. Es
sind die „Saimarktsänger“ aus Kirschhausen.
Das muntere
Sextett ist gestern Abend im Kirschhäuser Bürgerhaus mit viel Helau
vergattert worden. Die sangesfrohen Herren werden fortan mit Frau
Zugmarschall durch die Säle ziehen und kräftig für die Heppenheimer
Straßenfastnacht am 26. Februar (Sonntag) werben.
Mit von der
Vergatterungs-Partie waren Landrat Matthias Wilkes, der als
„Matthias aus dem Nibelungenland“ die Kampagne 2004/2005 beschirmte,
Barbara Schaabs Vorgänger Werner Hell, das Zugkomitee und allerlei
närrische Würdenträger. Klar, dass die „Saimarktsänger“ gleich
musikalische Kostproben gaben.
Chef der
Truppe ist Franz Rothermel. Ihm zur Seite stehen Ortsvorsteher
Jürgen Held, Werner Dörr (Stabführer beim Spielmannszug der
Feuerwehr), Eberhard Ulmen, Armin Stabnow und Hans Schäfer
(Vorsitzender des SV Kirschhausen), der vor sechs Jahren zu den „Saimarktsängern“
kam. Seitdem treten sie in unveränderter Besetzung auf.
Was Barbara
Schaab bei der Auswahl nicht wusste: Die „Saimarktsänger“ feiern in
diesem Jahr zwar kein närrisches, aber ein klassisches Jubiläum. Sie
bestehen seit 25 Jahren.
Die Anfänge
datieren um einiges früher. Franz Rothermel stand 1972 erstmals bei
der damaligen Pfarrjugend-Fastnacht auf der Bühne – mit dabei Willi
Knapp, bekannt als „Theaterregisseur“ beim Sportverein, und Klaus
Gehron, Wirt des Gasthauses „Zur Linde“ in Mittershausen. Zwei Jahre
später begann Rothermel mit dem Schreiben eigener Texte, und seitdem
trat die Truppe – in wechselnder Besetzung – regelmäßig auf,
zunächst bei der CDU-Fastnacht, später bei der Feuerwehr-Fastnacht,
in die sie überging. Aus den damaligen Bänkelsängern formierten sich
in der Kampagne 1980/81 die „Saimarktsänger“.
Früher
begleitete die jeweilige Saal-Kapelle den Auftritt der „Saimarktsänger“.
Das änderte sich, als Hans Schäfer einstieg. Er lässt Rothermels
Arrangements auf Keyboard oder Akkordeon erklingen. In der Regel
bringen es die „Saimarktsänger“ auf zehn bis zwölf Auftritte pro
Kampagne: Bei der Feuerwehr-Fastnacht, beim SV Kirschhausen, bei der
Fasnachtsgesellschaft Bottschlorum, den Hutzelschweitzern und der
Singkreis-Fastnacht.
„Wir sind
eine Truppe eingefleischter Saalfastnachter, die aktuelle Themen
närrisch verpackt“, erzählte Franz Rothermel, der nicht nur die
Liedtexte, sondern seit 26 Jahren auch die Kerwepredigt schreibt.
Auch seine fünf Sangeskollegen mischen heftig bei der „Kerschhaiser
Süßappelkerwe“ mit.
Gleichwohl
sind die „Saimarktsänger“ der Straßenfastnacht verbunden. Die
Spielmannszug-Mitglieder Dörr, Stabnow und Rothermel marschieren
seit mehr als 30 Jahren beim Umzug in Heppenheim mit. Dazu kommt ein
guter Draht zu Barbara Schaab und ihrem Vize Jean Hafner, der die
Anfrage per Handy an die „Saimarktsänger“ richtete, was diese gleich
in einem Lied besangen: „Freund Jean rief an“. Da auch die Ehefrauen
Wohlwollen bekundeten, ließen sie sich auf das Schirmherren-Amt ein,
auch wenn es Zeit und Arbeit kostet.
Der vor 25
Jahren erfundene Namen „Saimarktsänger“ hat Jahrhunderte alte
Wurzeln. Einstmals wurde auf dem Platz unterhalb des Gasthauses „Zur
Post“ tatsächlich um Borstenvieh gefeilscht. Ein geschnitztes
Denkmal erinnert daran. Es hat sogar einmal ein „Saimarktfest“
gegeben.
Weil die Sänger
die Kirschhäuser Feuerwehr und Alfred Helferts Gasthaus „Zur Post“
als ihre Heimat ansehen, hätten sie sich keinen passenderen Namen
geben können.
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