Närrisch und narrisch
Schirmherren: Fahnenhissung am Saimarktsänger-Hauptquartier – In der
Zielgeraden vor dem Umzug am 26. Februar
HEPPENHEIM.
Frau Zugmarschall aus Ober-Laudenbach, die Schirmherren aus
Kirschhausen. Hepprums Fastnacht scheint fest in Stadtteil-Hand zu
sein. Wenn das weiter einreißt, dann marschiert der auf den 26.
Februar terminierte Gaudiwurm 2006 am Schluss noch durch ein
weiteres „Küchendorf“, womöglich gar durch die „City“ des idyllisch
gelegenen Weilers Igelsbach. Statt Eis am Stiel und Woi von den
Hängen des Schloss- oder Maibergs könnte es dort als gar nicht so
übles Äquivalent immerhin Obstler, Ebblwoi und Handkäse geben;
letzteren wahlweise mit oder ohne Musik. Närrisch wär´s auf jeden
Fall. Und narrisch obendrein.
Barbara
Schaab, eine Art Oberbefehlshaberin über Heppenheims Narrenheer,
kündigte am Wochenende schon mal an, dass die Kreisstadt unter
gegenwärtiger Konstellation durchaus Gefahr laufe, von ihren
Satelliten eingemeindet zu werden: „Vielleicht läuft dann einiges
besser.“ Spätestens nach der für diese Woche anberaumten
Schlüsselübergabe im Rathaus werden die Karten neu gemischt: Herbert
raus, Prinz Karneval rein. Wie ein solcher Machtwechsel
funktionieren könnte, wurde am Samstag bei der Fahnenhissung vor dem
Schirmherren-Hauptquartier eindrucksvoll in Szene gesetzt. Elfdorf,
einstmals Vierdorf, ließ grüßen.
Die Glocken
von Sankt Bartholomäus hatten gerade zweimal gebimmelt und
gebammelt, als sich um zwo-Uhr-elf unter Vorantritt des Kirschhäuser
Spielmannszuges ein kleiner Fastnachtsumzug vom Mittel- ins Oberdorf
in Bewegung setzte. Den durch eine feste Schneedecke ziemlich
rutschigen Sammelpunkt wollte Franz Rothermel, in persona „Owwermadschores“
der Saimarktsänger-Schirmherren, überhaupt nicht als schlechtes Omen
verstanden wissen. „Wir führen“, ließ er den naseweisen
Zeitungsfritzen wissen, „niemanden aufs Glatteis. Niemals“.
Ach ja, die
Presse: die liegt bei Hepprums Narrenzunft schwer im Salz, nachdem
sich irgend so ein Darmstädter Heiner erdreistet hatte, im jüngsten
„ECHO-Thema“ die Bergsträßer Fastnachtsaktivitäten glatt zu
unterschlagen. Gemach, gemach: alles Taktik! Klar doch, dass dieser
einen Sonderseite noch eine ganz spezielle über die Fastnacht
zwischen Weschnitz und der Heppenheimer Flusslandschaft Er-, Ham-
und Stadtbach folgen wird; sozusagen eine Sondersonderseite.
Wäre ja auch
gelacht: So schwungvoll wie die in der Schirmherren-Schaltzentrale
Branackerweg 2 versammelte Narrengilde das vierfarbbunte Tuch
hochzog, so schwungvoll stellt man sich eine unter dem Patronat von
Jokus stehende Fahnenhissung vor. Allen voran natürlich Barbara
Schaab, die – nomen est omen – (zug-)marschallplanmäßig den
Gabelstapler betreten hatte, um dann von „oben herab“ kund und zu
wissen zu tun, dass die Tollen Tage in nicht mehr allzu weiter Ferne
liegen: Helau, helau, helau!
Schaabs
Nebenmann, namentlich Rothermels Franzel, machte derweil – quasi als
Hausherr – die große Schar eingefleischter Fastnachtsnasen mit der
Örtlichkeit vertraut: „Wu friejer als Ochs und Kuh g´stoanne, sin
mer jetzt in-rer scheene Runde zusoamme.“ Und: „Moin Baba, halli un
hallo, hot gsoad: Sou veel Rindviecher wie hait war´n selbschd
friejer net do.“ Fastnacht ist bekanntlich dann am schönsten, wenn
sich Narren selbst aufs Ärmchen nehmen. Weshalb das Ding mit den
Rindviechern nicht näher erläutert zu werden braucht.
Tierisch zu
ging´s aber trotzdem, besonders tierisch kalt. Die auf unter Null
abgesackten Temperaturen konnten das kunterbunt zusammengewürfelte
und leicht bibbernde Völkchen aber nicht aus der Fassung bringen.
Groll auf den Wettermacher verspürte niemand. Im Gegenteil: Petrus
erwies sich unterm Strich doch noch als echter Fassebutz und ließ –
Minusgrade hin, Minusgrade her – vom klaren Kirschhäuser Himmel
herab die Sonne scheinen. Frau Zugmarschall Barbara: „Ein solches
Wetter würde ich mir für den Umzug wünschen.“ Sprach´s und schlürfte
am heißen Apfelwein, den die Saimarktsänger in weiser Voraussicht
aufgestellt hatten. Mit der Fahnenhissung nahmen die Narren eine der
letzten Kurven vor dem Großereignis am 26. Februar. Dem
Einkehrschwung in die Gerade wohnte viel närrische Prominenz bei,
allen voran Barbara Schaab, die „Änschie“ des (närrischen) Hepprumer
Kabinetts, sowie die Saimarktsänger. Gesanglich und musikalisch wird
die Gruppe in den kommenden Wochen bei vielen Sitzungen ihre
Botschaft verkünden, die da heißt: „Alles singt und alles lacht,
Hepprum feiert Fassenacht.“
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