13.02.2006

Superbunt und turbolustig
Ordensverleihung: Zugkomitee und Schirmherren stellen letzte Weichen für den Umzug – Aufruf: „Ehr Lait, kaaft Bobbe“ leer

KIRSCHHAUSEN. Heppenheims vierfarbbunte Bataillone sind für den 26. Februar bestens gerüstet. Zwei Wochen vor dem fastnachtlichen Waffengang, bei dem von der Siedlung drin bis hinaus in die Hutzelschweiz von allen wichtigen Straßen und Gassen Besitz genommen und die Kreisstadt in einen Ausnahmezustand versetzt wird, blicken Zugkomitee und Schirmherrenschaft optimistisch den auf sie zukommenden Dingen entgegen.

Im Rahmen der traditionellen Ordensverleihung, zu der sich am Freitag die Creme aus Hepprums karnevalistischen Heerscharen getroffen hatte, gaben sich die in glitzernd blaues Edeltuch gehüllten Mitglieder des närrischen Kabinetts überzeugt davon, dass s ich auch der 44. Gaudiwurm zu einer ebenso superbunten wie turbolustigen Angelegenheit mit megamäßig guter Stimmung gestalten wird.

Einen kleinen Vorgeschmack darauf lieferten die Schirmherren der Saimarktsänger, als sie auf der Bühne des gut besetzten „Almenwirt“-Saales ungeduldig mit den Füßen scharrten und nach klanglichen Gesetzesmäßigkeiten von Dur und Moll ein unverbrüchliche s Bekenntnis zu den elf Jokus-Geboten ablegten. „Die Fasnacht is fä uns, ehr Lait, im goanze Johr die schenschde Zeit“, schmetterte das Sextett im Brustton tiefster Überzeugung ins Auditorium.

Dass diesmal der „Almenwirt“ zum Schauplatz der Ordensverleihung herausgedeutet wurde, war zwar den Saimarktsängern als bekennenden „Kerschaisern“ geschuldet, passte aber auch sonst ganz gut ins Bild. Schließlich ist es, zumal in dieser Jahreszeit, gar nicht so abwegig, sich zu einer Alm eine winterliche Landschaft auszumalen. Wie der Zufall so spielt: Justament in dem Moment, als Frau Zugmarschall Barbara Schaab die ersten Orden verteilte, setzte draußen ein Schneegestöber ein, das Heppenheims Stadtteil binnen weniger Minuten mit einer weißen Schicht überzog.

Mag der ganze „Zuckerpuder“ auch noch so romantisch anzuschauen sein, so hat er bei der Fastnacht dennoch nichts verloren. Für die Tage bis zum großen Showdown am 26. Februar wünscht sich Barbara Schaab folglich Tauwetter, das übrigens nicht nur vereiste Flächen dahinschmelzen lassen, sondern mindestens genauso Herz und Gemüt des vereinigten Narrenvolkes erreichen möge.

Philister, Quacksalber und andere Miesmacher, die zum Lachen am besten in den Keller gehen, werden eh schlechte Karten haben, wenn es heute in dreizehn Tagen heißt: „Im ersten Jahr führt Barbara, mit de Saimarktsänger die Narrenschar“. Das Siegermotto von Christina Schneider fand in der Jury unter 77 anderen Zweizeilern die größte Zustimmung.

Überhaupt scheint im Land von Goethe und Schiller inzwischen die holde Weiblichkeit den Part der Dichter und Denker übernommen zu haben. Neben Christina Schneider setzten sich Monika Mitsch und Angelika Hoin-Velten mit ihren Vorschlägen auf die Plätze zwei und drei. Derweil dem erfolgreichen Frauentrio nebst Orden und Blumen ein stattliches Weinpräsent überreicht wurde, musste das so genannte starke Geschlecht am Freitagabend in die Röhre schauen. Auf ein Neues, vielleicht klappt’s in der nächsten Kampagne.

Dass die im Motto verewigte Zugmarschällin und die Saimarktsänger den Takt vorgeben, ist kein Zufall. Wie im richtigen Geschäftsleben auch, war die Sache vorher ausbaldowert worden. Jean Hafner, der zweite Mann im Zugkomitee, hatte kräftig an den Strippen gezogen und so den Boden bereitet für die Vergatterung. Hafner ist Teil jener Mannschaft, die momentan von Saal zu Saal zieht und für das Finale am Fastnachtssonntag auf der Reklametrommel rührt.

Eines steht schon jetzt fest: Es werden wieder mindestens 1111 große und kleine Närrinnen und Narrhallesen sein, die dem Umzug 2006 „Schmackes“ verleihen. Barbara Schaab sprach vorab von bereits mehr als fünfzig gemeldeten Motivwagen, in denen das Geschehen im Städtchen und darüber hinaus glossiert wird. Stimmungskapellen, darunter auch Guggemusiker, Gardisten, originelle Fußgruppen, Ballettmädchen und Schwellkopf tragende Einzelkämpfer komplettieren die Gute-Laune-Schau, die sich freilich nur mit viel Idealismus auf die Beine stellen lässt.

Umso dringlicher Barbara Schaabs Appell, durch den Erwerb der Fasnachtsfiguren närrische Solidarität zu bekunden. Ehr Lait, kaaft Bobbe!