Superbunt und
turbolustig
Ordensverleihung: Zugkomitee und Schirmherren stellen letzte Weichen
für den Umzug – Aufruf: „Ehr Lait, kaaft Bobbe“
KIRSCHHAUSEN. Heppenheims vierfarbbunte Bataillone sind für den 26.
Februar bestens gerüstet. Zwei Wochen vor dem fastnachtlichen
Waffengang, bei dem von der Siedlung drin bis hinaus in die
Hutzelschweiz von allen wichtigen Straßen und Gassen Besitz genommen
und die Kreisstadt in einen Ausnahmezustand versetzt wird, blicken
Zugkomitee und Schirmherrenschaft optimistisch den auf sie
zukommenden Dingen entgegen.
Im Rahmen
der traditionellen Ordensverleihung, zu der sich am Freitag die
Creme aus Hepprums karnevalistischen Heerscharen getroffen hatte,
gaben sich die in glitzernd blaues Edeltuch gehüllten Mitglieder des
närrischen Kabinetts überzeugt davon, dass s ich auch der 44.
Gaudiwurm zu einer ebenso superbunten wie turbolustigen
Angelegenheit mit megamäßig guter Stimmung gestalten wird.
Einen
kleinen Vorgeschmack darauf lieferten die Schirmherren der
Saimarktsänger, als sie auf der Bühne des gut besetzten „Almenwirt“-Saales
ungeduldig mit den Füßen scharrten und nach klanglichen
Gesetzesmäßigkeiten von Dur und Moll ein unverbrüchliche s
Bekenntnis zu den elf Jokus-Geboten ablegten. „Die Fasnacht is fä
uns, ehr Lait, im goanze Johr die schenschde Zeit“, schmetterte das
Sextett im Brustton tiefster Überzeugung ins Auditorium.
Dass diesmal
der „Almenwirt“ zum Schauplatz der Ordensverleihung herausgedeutet
wurde, war zwar den Saimarktsängern als bekennenden „Kerschaisern“
geschuldet, passte aber auch sonst ganz gut ins Bild. Schließlich
ist es, zumal in dieser Jahreszeit, gar nicht so abwegig, sich zu
einer Alm eine winterliche Landschaft auszumalen. Wie der Zufall so
spielt: Justament in dem Moment, als Frau Zugmarschall Barbara
Schaab die ersten Orden verteilte, setzte draußen ein Schneegestöber
ein, das Heppenheims Stadtteil binnen weniger Minuten mit einer
weißen Schicht überzog.
Mag der
ganze „Zuckerpuder“ auch noch so romantisch anzuschauen sein, so hat
er bei der Fastnacht dennoch nichts verloren. Für die Tage bis zum
großen Showdown am 26. Februar wünscht sich Barbara Schaab folglich
Tauwetter, das übrigens nicht nur vereiste Flächen dahinschmelzen
lassen, sondern mindestens genauso Herz und Gemüt des vereinigten
Narrenvolkes erreichen möge.
Philister,
Quacksalber und andere Miesmacher, die zum Lachen am besten in den
Keller gehen, werden eh schlechte Karten haben, wenn es heute in
dreizehn Tagen heißt: „Im ersten Jahr führt Barbara, mit de
Saimarktsänger die Narrenschar“. Das Siegermotto von Christina
Schneider fand in der Jury unter 77 anderen Zweizeilern die größte
Zustimmung.
Überhaupt
scheint im Land von Goethe und Schiller inzwischen die holde
Weiblichkeit den Part der Dichter und Denker übernommen zu haben.
Neben Christina Schneider setzten sich Monika Mitsch und Angelika
Hoin-Velten mit ihren Vorschlägen auf die Plätze zwei und drei.
Derweil dem erfolgreichen Frauentrio nebst Orden und Blumen ein
stattliches Weinpräsent überreicht wurde, musste das so genannte
starke Geschlecht am Freitagabend in die Röhre schauen. Auf ein
Neues, vielleicht klappt’s in der nächsten Kampagne.
Dass die im
Motto verewigte Zugmarschällin und die Saimarktsänger den Takt
vorgeben, ist kein Zufall. Wie im richtigen Geschäftsleben auch, war
die Sache vorher ausbaldowert worden. Jean Hafner, der zweite Mann
im Zugkomitee, hatte kräftig an den Strippen gezogen und so den
Boden bereitet für die Vergatterung. Hafner ist Teil jener
Mannschaft, die momentan von Saal zu Saal zieht und für das Finale
am Fastnachtssonntag auf der Reklametrommel rührt.
Eines steht
schon jetzt fest: Es werden wieder mindestens 1111 große und kleine
Närrinnen und Narrhallesen sein, die dem Umzug 2006 „Schmackes“
verleihen. Barbara Schaab sprach vorab von bereits mehr als fünfzig
gemeldeten Motivwagen, in denen das Geschehen im Städtchen und
darüber hinaus glossiert wird. Stimmungskapellen, darunter auch
Guggemusiker, Gardisten, originelle Fußgruppen, Ballettmädchen und
Schwellkopf tragende Einzelkämpfer komplettieren die
Gute-Laune-Schau, die sich freilich nur mit viel Idealismus auf die
Beine stellen lässt.
Umso
dringlicher Barbara Schaabs Appell, durch den Erwerb der
Fasnachtsfiguren närrische Solidarität zu bekunden. Ehr Lait, kaaft
Bobbe!
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