17.02.2006

Wahre Helden der Fastnacht

Zugkomitee: Barbara Schaabs stille Helfer im Hintergrund - Hinter dem Heppenheimer Gaudiwurm steckt harte Arbeit leer

HEPPENHEIM. Klaus Schaab, Ortsvorsteher in Ober-Laudenbach und offenbar von der Fastnacht geschädigter Ehemann der Oberbefehlshaberin über Heppenheims fastnachtliche Heerscharen, erzielte bei der Ordensverleihung am Freitag (wir haben berichtet) einen großen Heiterkeitserfolg, als er den Saal wissen ließ: „Mit jedem Tag mehr, der sich dem Umzug nähert, bekomme ich meine Frau weniger zu sehen.“ Hoffnung auf Besserung ist kaum in Sicht. Bis zum großen Showdown muss Schaab wohl noch öfter auf seine bessere Hälfte verzichten. Frau Zugmarschall Barbara wird sich erst nach dem Finale am 26. Februar (Sonntag) eine Atempause gönnen können.

Die Organisation der Gute-Laune-Schau lässt sich nicht mir nichts dir nichts locker aus dem Ärmel schütteln, erfordert vollen Einsatz. Dass sich Barbara Schaab dabei auf ein eingespieltes und in vielen Fasnachtsschlachten erprobtes Team verlassen kann, erleichtert zwar ihre Arbeit, entbindet sie aber nicht von der Pflicht zur ständigen Präsenz. Beispielhaft dafür steht der kommende Samstag, an dem für das Zugkomitee und die Schirmherren der Besuch von neun Sitzungen auf dem Terminplan steht. Die närrische Truppe wird sie, ganz fraglos, alle abklappern – alle Neune, wie beim Kegeln.

Barbara Schaabs Vorgänger Werner Hell weiß aus jahrzehntelanger Erfahrung, dass der vorletzte Samstag vor dem Umzug besonders anstrengend ist: Hinauf auf die Bühne, kurzes Grußwort, ein oder zwei Liedchen, Narrhallamarsch, Helau; danach schnellstens hinein ins Auto, Gang rein und ab zur nächsten Veranstaltung. Da kann der Spaß schon mal in Stress ausarten. Mit diesem Stress aber können die Mitglieder des Zugkomitees inzwischen ganz gut umgehen. Im Grunde genommen gehört die von ihnen initiierte Werbetour für den Umzug sogar noch zu den angenehmeren Seiten ihrer Arbeit.

Sehr viel mühsamer ist es da schon, dem Umzug in wochenlanger Vorbereitung mit fast schon generalstabsmäßiger Akribie Beine zu machen. Stichworte hier: Verpflichtung der Kapellen, Absprachen mit Sicherheitskräften und Hilfsdiensten, Gespräche mit Sponsoren, Aufrufe (Ukas) zur Teilnahme, Bestellung von (Bonbon-)Munition, Mottowettbewerb, Vertrieb und Verkauf der Fastnachtspüppchen, Wagenbau, und, und, und. Im Schein des vierfarbbunten Lichtes betrachtet, sind die Mitglieder des Zugkomitees die wahren „Helden“ der Hepprumer Fastnacht. Vom Beifall, den Büttenredner, Gardemädchen oder Gesangsgruppen einheimsen dürfen, sind sie weitgehend ausgeklammert. Zugabe gibt’s eigentlich nur für noch größere Belastungen.

Dass in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Flaute auch das Geschäft rund um den Gaudiwurm härter geworden ist, versteht sich. „Die Spendenbereitschaft war früher größer“, blickt Werner Hell zurück. Und dennoch: Irgendwie hat es das Zugkomitee wieder auf die Reihe gebracht, dass man auch die Narrenparade 2006 in unverminderter Güte und Länge vom Stapel laufen lassen kann. Barbara Schaabs Dank richtet sich in diesem Zusammenhang an die teilnehmenden Vereine und befreundeten Fastnachtskorporationen, an die Sponsoren, nicht minder an die vielen Helfer, die hinter den Kulissen ihren Beitrag leisten.

Fazit: Wenn am 26. Februar auf das an den Straßen stehende Narrenvolk ein wahrer Regen an „Gutsel“, Popkorn, Schokoriegel, Waffeln und Eisportionen prasselt, vieltausendfach der Ruf „Hepprum Helau“ erschallt, die Kapellen „Humba, tä, tä, rä“ spielen und Heppenheims Ruf als Bergsträßer Fastnachtsmetropole ein weiteres Mal Bestätigung findet, dann ist dies kein Zufall, sondern in erster Linie ein Ergebnis harter Arbeit.