Steilpass für die
Fastnacht
Umzug: Fußball-WM prägt die Motive in Heppenheim – Kalt, aber
herzlich
HEPPENHEIM. Erst Schneesturm, dann Konfettiregen – gestern war alles
geboten, beim Fastnachtsumzug, der trotz Eiseskälte die Narren nach
Heppenheim zog. Unter dem Motto „Im ersten Jahr führt Barbara mit de
Saimarktsänger die Narrenschar“ wälzte sich der vierfarbbunte
Gaudiwurm durch die Straßen und bot allerhand Unterhaltsames.
Während die kleinen Fassebuzze sich eifrig um Gutsel, Gummibärchen
und Eis balgten – letzteres mundet Hartgesottenen übrigens auch bei
Temperaturen um den Gefrierpunkt –, amüsierten sich die Großen über
fantasievolle Motivwagen und Fußgruppen.
Gleich zu
Beginn konnten die Hepprumer erleichtert aufatmen, scheinen doch
neue Pächter für den „Halben Mond“ gefunden zu sein: Doris Wegmann
hatte eine Reihe Narren zusammengetrommelt, die als prächtig
gedeckte Tische marschierten. Vielleicht sollten die Stadtoberen
dies als Bewerbung ernst nehmen.
Auch die
Sieben Zwerge waren mit von der Partie. Doch statt der bekannten
Namen aus der Disney-Verfilmung hießen sie Hartz IV-Zwerg oder
Euro-Zwerg.
Im rosa
(Pappmaché-) Cadillac fuhr die neue Frau Zugmarschall vor: Barbara
Schaab winkte würdevoll ins Volk herab und stieg am Kleinen Markt
vom Wagen, um dort auf der Bühne gemeinsam mit den Schirmherren –
den Kerschhaiser Saimarktsängern – ihre Qualitäten als
Alleinunterhalterin in die Waagschale zu werfen.
Ganz
besonders viel närrisches Volk auf den Weg geschickt hat in diesem
Jahr der Stadtteil Kirschhausen. Hatten die Schirmherren dort
schließlich ein Heimspiel und ganz besonders die Werbetrommel
gerührt. Da gab es Kerschhaiser Hinkel zu sehen, die jeder
Vogelgrippe trotzen, wandelnde Apfelbäume, rosa Schweinchen, und der
SV Kirschhausen freute sich darüber, dass der Kunstrasenplatz 2006
nur eine Vorstufe zur Sießäppel-Arena 2016 ist.
Überhaupt
Fußball: Die WM im eigenen Land war einer der Schlager. Ob TV
Sonderbach, Hambach, Veggelsbecher, Langnese, Sportfreunde oder
Starkenburgia – für sie ist das Fußball-Großereignis schon jetzt
lebensbestimmend. Viele der Zigtausend Zuschauer liefen
schwarz-rot-gold gewandet umher. Praktischer Nebeneffekt: Das
närrische Gewand kann im Sommer wieder getragen werden.
Dass der
närrische Nachwuchs nicht fehlt, ist ein Verdienst der
Fasnachtsgesellschaft Bottschlorum: Fassebutze aller Altersklassen
marschierten fröhlich mit.
Die Erbacher
nahmen sich selbst aufs Korn und inszenierten einen Almabtrieb.
Schon von weitem sah man Palmen und Sphinx, die den Wagen der
Hambacher Fastnacht „Habafa“ schmückten. Einer der Hingucker war
sicherlich King Kong. Mit einer Barbie-Puppe in der Hand schwebte er
dem Motivwagen von Axel Möller voran, von dem büschelweise Bananen
in die Menge flogen. Die Bergsträßer Bowhunter hätten ihre Freude,
wenn solch ein Riesenaffe ihnen einmal vor Pfeil und Bogen geraten
würde.
Was wäre ein
Umzug ohne Musik? Spielmannszüge der Feuerwehren von der Kernstadt
bis Wald-Erlenbach sorgten ebenso für prächtige Stimmung wie die
Marktplatzkrabbe, die auch dann die Zuschauer bei Laune hielten,
wenn der Zug mal ins Stocken geriet.
Und dann
waren da noch die vielen gern gesehenen Gäste aus der Nachbarschaft:
Lorsch und Bensheim hatten ebenso ihre närrischen Botschafter
gesandt wie Hüttenfeld, Bickenbach, Darmstadt und Dilsberg. Rotnasig
– sei’s durch Frost, Schnaps oder Schminke – feierten die Narren in
Heppenheim noch bis spät in Nacht.
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