Fastnachtsumzug 22. Februar 2009 in Heppenheim

 

Pressebericht Starkenburger Echo 09.02.2009

 

Fleißig geprobt und viel gelobt
Narrenschau: Sportverein Kirschhausen lässt die Puppen tanzen – Absoluter Höhepunkt mit den „Vier Tenören“ leer
 

leerKIRSCHHAUSEN. Seit dem Samstagabend hat Jokus nun auch von Heppenheim größtem Stadtteil Kirschhausen Besitz ergriffen. Beim närrischen Showdown im Saal des Almenwirts widersetzten sich die „Süßäppel“ allem Griesgram dieser Welt und gaben dem grimmig dreinschauenden Petrus mächtig Saures.

Während es draußen unaufhörlich regnete, herrschte drinnen im Saal eine Stimmung, wie sie ausgelassener kaum hätte sein können. Das vornehmlich jugendliche Publikum ließ die Fünfe eine gerade Zahl sein, schunkelte im Takt bekannter Ohrwürmer und stieg förmlich auf die Barrikaden, als der schwungvoll agierende Präsident Willi Knapp im zweiten Teil des Abends bei mehreren Playback-Shows die Puppen tanzen ließ: „Und dann die Hände zum Himmel.“

Eingeladen zur Gaudi hatte der Sportverein, nachdem in der verflossenen Kampagne die Spaßmacher vom benachbarten TV Sonderbach an der Reihe gewesen waren. Einer Tradition folgend, lösen sich beide Stadtteile ein übers andere Jahr ab. Nützlicher Nebeneffekt: Pausen schützen vor Verschleißerscheinungen und machen außerdem den Kopf frei für neue Unterhaltungsformen, die gleich en masse geboten wurden.

Wer etwa einen moralisierenden Bajazz mit mahnender Gestik erwartet hatte, wurde enttäuscht. Angesagt war vor allem Partylaune. Die rund 150 Besucher registrierten es dankbar und erfüllten damit einen Wunsch, den Willi Knapp quasi als Primus inter Pares des von ihm angeführten Neuner-Rates vorab geäußert hatte: „Fleißig haben wir geprobt, in der Hoffnung, dass ihr lobt.“

Zu loben gab es an diesem Abend in der Tat vieles. Angetan von der kunterbunten Schau zeigte sich neben anderen auch das Heppenheimer Zugkomitee mit „Oberbefehlshaberin“ Barbara Schaab und Schirmherr „Jürgen aus der Talerschmiede“ an der Spitze. Das Duo hatte zuvor unter Vorantritt des Musikzuges mit lautem Getöse Einzug gehalten, um für die Straßenfastnacht am 22. zu werben.

Ganz klar: Ein Gaudiwurm ohne „Kärschhaiser“ Beteiligung wäre etwa das gleiche wie der Schlossberg ohne Starkenburg. Also: „Druffgedriggt wärd“ – natürlich aufs Stimmungsventil.

Das immerhin viereinhalbstündige SVK-Spektakel machte schon mal vorab Appetit aufs größte Heppenheimer Jahresereignis und widerlegte die These, derzufolge viele Köche den Brei verderben sollen. Am vierfarbbunten Menü rührten viele Hände mit. Mit Witz und Geistesblitz überzeugten Dirk Zeume in der Rolle eines Hausmeisters sowie Niko Horschler und Tobias Knapp mit ihrem die Zwerchfelle erschütternden Zwiegespräch als „Schorsch und Kall“.

Weitere Farbtupfer setzten im ersten Durchgang die „Drei Herberts“, die bürgerlich freilich ganz anders heißen. Edgar Wegmann, Steffen Kiene und Frank „Wummy“ imponierten als Gesangstrio und stellten in Dur und Moll die Frage: „Wu fliegt die Kuh?“

Nämliche Kuh setzte, um im Bild zu bleiben, zu einem wahren Höhenflug an, als die in vielen Fastnachtsschlachten erprobten „Saimarktsänger“ das Podium betraten und den „Stern, der deinen Namen trägt“ zum Leuchten brachten. Melodisch eingängig und gesanglich topp, nahm die Truppe um Franz Rothermel lokales und weltpolitisches Geschehen aufs Korn und schlug dabei einen närrischen Bogen von Barack Obama bis hin zum sattsam bekannten „Kriesch“ um Philipp-Otto Vock. Tröstlich für Heppenheims Parlamentsboss: „Heile, heile Gänsje, es wärd ball wieder gut.“

Eine sportliche Note ins Programm brachten die „Cheerleaders“ von Kirschhausens Feuerwehr. Die jungen Damen ließen im rosé-blauen Outfit die Röckchen wippen und forderten mit ihrem temperamentvollen Tanz („Hey, Micky“) zur Zugabe auf; um die übrigens auch der „Neuner-Rat“ nicht herumkam.

Die Herren der Schöpfung präsentierten sich nach der Pause im Afrika-Look und bereiteten dem schier aus dem Häuschen geratenen Publikum mittels Buschtrommel und Keulen schwingend ein wahrhaft kannibalisches Vergnügen. Lumumba ließ grüßen.

Getoppt wurde ihr Auftritt dann von „Vier jungen Tenören“. Jürgen Held, Sebastian Jöst, Klaus-Peter Bizer und Reinhard Mann hatten sich in Frack und Schale geworfen und schienen mittels ausgetüftelter Fußfedertechnik sprichwörtlich durch den Saal zu schweben – mal quer, mal längs, mal vor, mal zurück: „Auf und nieder, immer wieder.“

Das Auditorium raste, nachdem zuvor schon der als Verwandlungskünstler auftretende Dieter Wolf mit rauchiger Stimme begeistert hatte. Begleitet wurde er von Bernhard Jäger. Da lag ein Hauch Travestie in der Luft.

Das glanzvolle Finale schließlich bestritten die Akteure der „Hitparade“. Es marschierten der Reihe nach auf: Ralf Bendix mit seinem unverwüstlichen „Babysitter“-Song, die wie ein Derwisch über die Bühne fegende Tina Turner, die „Gartenzwerge“ der Jakob-Sisters, Klaus und Klaus von der „Nordseeküste“, Doris Day, Rex Gildo und Heinz Schenk sowie – nicht zuletzt – DJ Ötzi alias „Anton von Tirol“.

Zehn Auftritte, zehn Brüller, inklusive natürlich jener Cowboys und Indianer, die das Lasso herausholen und ohne Rast und ohne Ziel um die Wette reiten. Präsident Willi Knapp durfte nach der Show mehr als zufrieden sein: Fleißig geprobt und viel gelobt.

fk
9.2.2009

Zurück zur Übersicht